Statistisches Landesamt legt Schätzergebnisse zur Zahl der Sterbefälle seit dem Jahr 2000 aufgrund hoher Temperaturen vor
In Baden-Württemberg sind im Sommer 2019 knapp 1 700 Menschen aufgrund hoher Temperaturen verstorben. Damit waren 6,3 % der rund 26.400 Sterbefällen in den Sommermonaten Juni, Juli und August des vergangenen Jahres durch »Hitze« mitverursacht. Dies ergab eine vom Statistischen Landesamt für den Zeitraum 2000 bis 2019 durchgeführte Analyse zur Ermittlung der Sterbefälle, bei denen Wärmebelastung eine Rolle gespielt hat (vgl. methodischer Ansatz).
Von den knapp 1 700 Todesfällen des vergangenen Jahres aufgrund hoher Temperaturen entfielen über 400 auf den Juni, rund 700 auf den Juli und etwas mehr als 500 auf den Sommermonat August. In allen drei Monaten lag die Durchschnittstemperatur jeweils über dem langjährigen Durchschnitt.1
Erwartungsgemäß wurde bisher für den »Jahrhundertsommer 2003« die höchste Zahl an hitzebedingten Sterbefällen ermittelt, nämlich annähernd 2 700; davon entfielen allein 1 800 auf den August 2003. Dieser Monat war – gemessen an der Durchschnittstemperatur – der zweitwärmste Monat seit Bestehen des Landes (21,7 Grad).2 Ebenfalls sehr hoch lag die Zahl der »Hitzetoten« vor allem im August 2018 mit knapp 1 500. Damals lag die Durchschnittstemperatur bei 20,0 Grad und damit um immerhin 2,6 Grad über dem langjährigen Durchschnitt.3 Der August 2018 war somit der zweitheißeste August seit Bestehen des Landes.
Für die in den einzelnen Jahren unterschiedliche Zahl an hitzebedingten Todesfällen sind nicht allein die Temperaturen verantwortlich. Vielmehr haben hierfür unter anderem auch die Luftfeuchtigkeit und die Windverhältnisse einen entscheidenden Einfluss. Ob Menschen aufgrund einer Wärmebelastung sterben, hängt auch von individuellen Risikofaktoren ab. Hierzu zählen insbesondere ein höheres Alter sowie Vorerkrankungen (z. B. chronische Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen).
Sterbefälle, bei denen Wärmebelastung eine Rolle gespielt hat, können in fast allen Todesursachengruppen vermutet werden. Todesursachen, die bei Hitze besonders zunehmen, sind insbesondere in den Bereichen »Krankheiten des Kreislaufsystems«, »Psychische und Verhaltensstörungen« sowie »Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten« zu finden. Zu den psychischen und Verhaltensstörungen gehört die Todesursache »Demenz«. Betroffen sind in der Regel hochbetagte Menschen, die häufig unter weiteren Erkrankungen leiden und bei denen erkrankungsbedingt das Durstempfinden gestört sein kann.
Mit welcher künftigen Entwicklung ist bei der Zahl der hitzebedingten Sterblichkeit zu rechnen? Da auch in den kommenden Jahrzehnten von weiter steigenden Temperaturen auszugehen ist, sind diesbezüglich höhere Sterbefallzahlen zu erwarten. Hinzu kommt, dass auch demografisch bedingt von mehr Todesfällen auszugehen ist: Die Zahl der von Gesundheitsrisiken durch Hitze besonders betroffenen älteren Menschen wird nämlich aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung und einer wohl weiter steigenden Lebenserwartung in den kommenden Jahrzehnten zunehmen.
Allerdings bedeutet der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg nicht zwangsläufig, dass es tatsächlich zu mehr hitzebedingten Sterbefällen kommen muss. Zum einen ist davon auszugehen, dass sich die Bevölkerung besser auf Hitze einstellen wird, beispielsweise durch den verstärkten Einbau von Klimaanlagen. Zum anderen werden zunehmend längerfristige Anpassungsstrategien von staatlicher Seite an steigende Temperaturen verfolgt, die nicht zuletzt eine klimagerechte Stadtplanung (z. B. durch den Erhalt von Freiflächen und Parkanlagen sowie von Frischluftflächen) zum Ziel haben.